Tragbare Skulpturen in Strick

Zierlich, Schneewittchen-Teint, dunkelbraune Augen, dunkle Haare mit einem exakten Garconneschnitt. Auf den ersten Blick hat Kristiina Karinen etwas unbeschreiblich Französisches an sich. Ein Eindruck, der noch durch ihre stilvolle, fast strenge schwarze Kleidung unterstrichen wird, in die sich nur höchst selten mal ein weißer Tupfer in Form einer Bluse verirrt. Ob man will oder nicht, man wird die Assoziation an die frühe Coco Chanel nicht los. Dabei stammt Kristiina Karinen aus Finnland. Vom nördlichen Polarkreis um genau zu sein. Von dort also, wo es im Sommer nie richtig dunkel und im Winter nie richtig hell wird. Dort wurde sie 1954 geboren, ging zur Schule und machte 1973 ihr Abitur. Dass sie das Stricken zu ihrem Beruf machen würde, war damals allerdings keineswegs abzusehen.

„Ich habe das Stricken mit der Hand gehasst,“ erinnert sich Karinen. „Beim Handarbeitsunterricht in der Grundschule habe ich mich abgemüht, bis die Stricknadeln quietschten. Meine Lehrerin hat mich mitleidsvoll angesehen und gemeint: Das wird nichts. Meine Mutter musste den Schal fertig stricken und hat dann eine ganz gute Note dafür bekommen.“

Nähen war damals ihre Leidenschaft. Daher entschied sie sich, modedesign zu studieren. Zunächst an der Fachschule für handwerkliche Gestaltung und dann an der Fachhochschule für Design in Lahti. Hier lernte sie alles, was Finnland an textilem Know-How zu bieten hat – und hier gab es die erste Begegnung mit dem professionellen Stricken. Der Grundstein für die spätere Berufskarriere wurde gelegt. „Mich haben die endlosen Möglichkeiten, die Farben, das Muster, die Oberfläche, und die Form eines Stücks zu gestalten, einfach fasziniert,“ meint sie rückblickend.


1977 legte Kristiina Karinen in Finnland ihr Diplom ab. Mit dem Prüfungszeugnis in der Hand machte sie sich auf den Weg nach Deutschland. „Mein Mann wartete schon auf dem Parkplatz auf mich und ab ging’s bis nach Tübingen.“ Dort gründete Kristiina Karinen ihre erste Werkstatt. Ihre damaliges Strickdesign war geprägt durch geometrische Jacquardmuster mit Intarsien und intensiven Farben. Seither haben sich ihre Arbeiten stark verändert. Inzwischen verwendet Karinen ausschließlich Schwarz-, Weiß- oder Grautöne. Schattierungen, die Anklänge an die reduzierten Farben der Natur ihrer finnischen Heimat vor allem an die Winterlandschaften wach werden lassen. Da wäre jede andere Farbe einfach zu viel, weil die von ihr gestrickten Flächen vor allem durch die feinen Muster und die Elastizität wirken sollen.


Karinens Lieblingsmaterial sind feine, exklusive Merino- und Seidengarne, die sie auf der Garnmesse in Florenz mit klarem Blick für höchste Qualität sorgfältig aussucht. Sie bilden das Basismaterial für ihre Strickskulpturen, da sie sich auf der Haut besonders angenehm anfühlen und lange die Form halten.
Wenn man die fertigen Mäntel, Jacken und Schals aus der mittlerweile in Celle beheimateten Werkstatt von Kristiina Karinen sieht, dann kann man sich kaum vorstellen, wie viel Vorarbeit geleistet werden muss, bevor der eigentliche Produktionsprozess auf der Handstrickmaschine beginnt.

„Ich muss vorher unheimlich viel rechnen, und alles genau planen, damit die Muster harmonisch an den Nähten zusammentreffen,“ erklärt sie. Und in der Tat ist es ein langer Prozess, bis alle Faktoren zu einem stimmigen Ganzen austariert sind und sich Garnstärke, Elastizität, Rapport und Schnitt zu einer ausgewogenen Flächengestaltung fügen. Da muss immer wieder probiert und ausgetestet und vor allem auch immer wieder gerechnet werden, denn die maximale Breite eines Strickteils ist durch den Handstrickapparat mit seinen 200 Nadeln vorgegeben.

Sobald die fertigen in Form gestrickten Teile von der Maschine genommen werden, geht es weiter. An Schneiderpuppen wird der Schnitt optimiert, wird immer wieder abgesteckt, um zu sehen, ob die zusammengefügten Teile als Ganzes richtig fallen. Und irgendwann in diesem Prozess, bei dem nur die Designerin genau weiß, wann der Punkt erreicht ist, entsteht aus einem Strickstoff eine poetische, feminine Silhouette, reduziert und puristisch und trotzdem ungemein weiblich. Zu finden sind die exklusiven Unikate und Kleinserien aus der Werkstatt Kristiina Karinens in ausgewählten Galerien in Deutschland und der Schweiz sowie bei Ausstellungen. Momentan sind ihre Arbeiten in der Weihnachtsschau in der Handwerksform Hannover zu sehen.


Kontakt:
Kristiina Karinen
Design Knitwear
Schlepegrellstrasse 23 a
29223 Celle
Tel. 05141 9781970
Fax 05141 9781972

E-Mail: kristiina@kristiinakarinen.de
Internet: www.kristiinakarinen.de

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