Klangformen aus Glas

Wie ein junger Designer nach jahrelanger Auseinandersetzung mit dem Material Metall, dann schlußendlich beim Glas landet, das erschließt sich auch nach einem längeren Gespräch nicht wirklich. Aber sei es drum. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, ist im besten Sinne bemerkenswert und hat die Aufmerksamkeit diverser Juroren auf sich gezogen. Die Rede ist von den expressiven Glasgefäßen von Alexander Seitz.

Geboren wurde Alexander Seitz in Kolchosobad in Tadschikistan. Im Alter von neun Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland, kurz bevor die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten fiel. Er wuchs in einer Kleinstand in Niedersachsen auf, ging hier zur Schule und absolvierte eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Der Besuch der Fachoberschule Gestaltung in Celle und ein freiwilliges soziales Jahr in der Kultur in Hannover schlossen sich an. Danach stand für Alexander Seitz fest, das er an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst in Hildesheim im Fachbereich Metallgestaltung studieren wollte.

Neben der LIebe zum Metall spielt für Alexander Seitz auch die Musik eine große Rolle. Neben seinem Studium war er als DJ unterwegs und ist Mitbegründer des Musikkollketivs "60 Hertz" in Hannover. Sicherlich war auch diese Passion mit ausschlaggebend für die Wahl seiner Studienabschlussarbeit. Denn als er die Menschen beobachteet, die sich zur Musik bewegen, da kam ihm die Frage in den Sinn: "Wie kann man Musik sichtbar machen?"

Er veresuchte zunächst, seine Überlegungen in seinem Ursprungsmaterial Metall auszudrücken. Aber die Ergebnisse überzeugten hn nicht und so suchte er nach einem anderen Medium und fand zum Glas. Die Fließeigenschaften von Glas versinnbildlichen seiner Meinung nach den zeitlichen Verlauf eines Musikstücks besonders gut. Einen intensive, rund einjährige, überwiegend autodidaktische Experimentalphase schloss sich an, bis Alexander Seitz endlich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Er nutzt die etablierte Technik der Glasverformung im Ofen, um Musik sichtbar zu machen. Bei dem von ihm entwickelten Herstellungsprozess der Glasgefäße ist das Zeit-Amplituden-Diagramm des jeweiligen Musikzitats formprägend. Die Objekte, die dabei entstehen, sind hochästhetisch, ausgesprochen expressiv und absolut einmalig.

Der Serie "Klangformen" liegt ein Musikzitat des hannoverschen Keyboarders Hakan Türközü zugrunde. Noch ist die Serie, die maximal 10 Objekte umfassen soll, nicht beendet. Man darf also gespannt sein!

Für die "Klangformen" wurde Alexander Seitz im Oktober 2012 mit dem Grassipreis und im Januar 2013 mit dem Niedersächsischen Förderpreis für das gestaltende Handwerk ausgezeichnet. Zu sehen sind Gefäße aus dieser Serie übrigens im September dieses Jahres bei der International Crafts Biennale in Cheongju.



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